

Endlich wieder den großen Backpacker-Rucksack aus dem Schrank holen. Endlich wieder nach der immernoch wenig formschönen, aber praktischen Wanderhose kramen, Sonnencreme kaufen gehen und an der Kasse ein ganz kleines bisschen in sich hinein lächeln, weil man die in Deutschland zu dieser Jahreszeit wahrscheinlich noch nicht brauchen wird. Auf Madeira schon. Da ging es nämlich hin. In den Urlaub.
Im April darf man sich auf so ungefähr 20 Grad und stabiles Wetter auf der portugisischen Insel freuen. Liest man zumindest überall. Aber lasst euch eines sagen: Das Wetter auf dieser Insel ist eine Pralinenschachtel, wie es der gute Forrest formulieren würde. Und doch, das Unberechenbare und Wilde verleiht dieser Insel mehr als nur Charme.
Ich werde euch in zwei Posts von diesem Urlaub berichten. In diesem ersten erzähle ich euch etwas über die Insel und die schönen Orte, die sie beheimatet. Den zweiten Post widme ich einer wunderbaren Beschäftigung, der man auf Madeira nachgehen kann: Dem Wandern. Ich werde euch die kleine Zusammenstellung meiner persönlichen Wander-Toplist verraten. Vielleicht ist ja der ein oder andere Wanderfreund unter euch, der offen ist für eine Inspiration für den nächsten Urlaub.
Große Wellenbrecher, kleine Dörfer
Rein aus praktischen Gründen hatten wir uns entschieden uns in der Hauptstadt Madeiras, Funchal, eine Unterkunft zu suchen: Gute Infrastruktur, schöne Altstadt, die Nähe zum Flughafen und viele schöne Restaurants. Gute Wahl! Tatsächlich ist Funchal auch die einzige Stadt auf der Insel, die ich als solche bezeichnen würde. Meist an der Küste liegend, gibt es noch einige andere Dörfer über die Insel verteilt. Auch wenn sie auf der Madeira-Landkarte ebenso dick und fett wie Funchal eingezeichnet sind, es sind eher ruhige Nester. Einige davon versprühen einen unglaublich reizvollen Charme durch ihre engen Gassen, der Strandpromenade mit Palmen und einer südländischen, warmen Bauweise. Andere Dörfer wieder wirken wie aus einer anderen Zeit. So als hätte sich hier und da vor vielen Jahren mal jemand große Mühe gegeben, ein paar nette Ecken herzurichten. Noch mitten am Werk muss ihn allerdings der Mut verlassen haben.
Funchal
Die Hauptstadt der Insel liegt im Süden und damit in der „Gutwetterzone“ Madeiras. Sie zieht sich an der Küste entlang und wandert sogar den Berg hinauf. Oberhalb von Funchal beginnt der Ort Monte. Die beiden sind durch eine Gondel miteinander verbunden.
Hin- und Rückfahrt kosten für Erwachsene 15€. Oftmals wabert der Nebel schon hinter den Bergen auf Monte hinab. An solchen Tagen hat man von der Gondelfahrt wenig. Andernfalls biete sich ein schöner Blick auf die Stadt und das Meer.
Innerhalb von Funchal lohnt sich auf jeden Fall ein ausgedehnter Spaziergang durch die Altstadt, die Zona Velha. Liebevoll wurden hier Fassaden restauriert und bunt bemalt. In einer kleinen Gasse, der Rua de Santa Maria, die sich parallel zum Meer zieht, wurde sogar jede einzelne Eingangstür künstlerisch bemalt, beklebt, ja sogar ganze Metallarbeiten wurden angebracht. Man kommt kaum aus dem Fotografieren heraus. Zudem haben sich in dieser kleinen Gasse zahlreiche Restaurants angesiedelt. Die Speisekarten ähneln sich ebenso wie die Preise. Daher kann man hier schön entspannt durchbummeln und sich dann irgendwo niederlassen, wo einem die Abendsonne noch auf der Nasenspitze herumtanzt.

Die Altstadt Funchals
So, nun kommen wir auch schon zur unserer ersten Probierstation: Der Madeirawein. In Funchals Altstadt gibt es eine Kellerei, Adegas de Sao Franciso, die Führungen und Weinproben anbietet (Av. Arriaga, 28,9000-064 Funchal, Führung ab 5,50€). Da es viele verschiedene Madeiraweine gibt, lohnt es sich, sich einfach mal durchzuprobieren. Aber Achtung, erwartet keinen herkömmlichen Weingeschmack. Madeirawein ist ein Likörwein und mit Weinbrand angereichert. Nicht ganz unser Geschmack, vielleicht ja aber eurer!
Beim Besuch des Marktes, des Mercado dos Lavradores, sind wir mit großen Augen vor einem riesigen Maracuja-Stand gelandet. Ich wusste zwar, dass Madeira die Maracuja-Insel ist, dass es jedoch so viele Sorten von dieser unglaublich leckeren Frucht gibt, war mir bis zu diesem Tag vollkommen schleierhaft. Also haben wir uns durch Limetten-Maracujas, Ananas-Maracujas, Melonen-Maracujas, Bananen-Maracujas, Tomaten-Maracujas und viele mehr durchprobiert. Und siehe da, eine Frucht, die tatsächlich nach Maracuja UND Tomate zugleich schmecken kann. Wenn der Mund nicht voll gewesen wäre, er wäre mir offen stehen geblieben.
Tipp: Wenn ihr euch durch die auf Madeira heimische Früchtewelt probieren möchtet, haltet nach kleineren Obstläden Ausschau. Unser Einkauf auf DEM Markt Funchals war nicht gerade günstig. Nachdem wir von jeder Sorte eine Ausgabe in der Tasche hatten, waren wir 15€ los.
Die Südwestküste Madeiras
Die Südwestküste ist ein wahres Surferparadies. Meterhohe Wellen klatschen gegen die Wellenbrecher und des Öfteren auch gegen die Passanten auf den Strandpromenaden. Was solls, Sonnenbrille richten und weiter geht’s. Die hohen Steilküsten der Insel lassen dich nicht an jeder Stelle ans Wasser ran, viele Orte an der Südwestküste liegen jedoch auf Meereshöhe. Meine absoluten Lieblingsorte waren Jardim do Mar und Ponta do Sol.
Jardim do Mar heißt so viel wie Garten des Meeres. So malerisch wie der Name ist auch der Ort. Hier könnte ich mir vorstellen alt zu werden. Die Gassen sind verwinkelt und besonders in der Abendsonne lässt es sich auf der Strandpromenade einfach nur die Zeit vergessen. Schon der Weg hinunter von der Steilküste nach Jardim do Mar ist abenteuerlich, kurven- und abwechslungsreich. Man bekommt das Gefühl in eine andere Welt abzutauchen. Wer hier ein paar Tage verbringen möchte, dem kann ich nur dieses Hostel ans Herz legen. Wir haben hier einen Kaffee getrunken und wären am liebsten direkt eingezogen.

Jardim do Mar
Wie so häufig auf Madeira findet man auch in Ponta do Sol nur einen Kiesstrand. Die wenigen Sandstrände auf der Insel wurden künstlich angelegt, wie beispielsweise in der Nähe von Ponta do Sol, in Calheta. Da der Strand dort zwar ein Sandstrand, aber leider trotzdem hässlich und ungemütlich ist, sind wir direkt wieder ins Auto gesprungen und nach Ponta do Sol gedüst. Auf zwei Liegestühlen (kostenlos!) haben wir den Sonnenuntergang genossen und weiter unseren Maracujabestand abgearbeitet. Auch wenn das Dörfchen hinter dem Strand klein ist, es ist einfach zauberhaft. Viele kleine Pavillons laden dazu ein aufs Meer zu schauen und abzuschalten. Ich mag den madeirischen Lebensstil.

Ponta do Sol
Der Norden Madeiras
Im Zentrum der Insel erhebt sich die Hochebene und mit ihr Madeiras höchste Gipfel. Wie man sich in dieser Gegend austoben kann, erfahrt ihr nächste Woche im Wander-Post. Allerdings sind die Berge auch begabte Wolkenfänger. Wolken, Nebel und Feuchtigkeit, die sich auch im Norden der Insel wiederfindet. Das Klima prägt neben der unglaublich Vielfältigen Pflanzenwelt natürlich auch die Lebensumstände der Bewohner. Viele Orte im Norden wirken rauer als die im Süden und auch Temperaturunterschiede sind merklich. Oftmals gehen die Straßen direkt an der Küste oder an der Steilküste entlang. Daher bietet es sich an, durch die Örtchen gemütlich durchzufahren, hier und da mal für einen Kaffee oder Snack zu halten.

Madeiras grüner Norden
In Santana kann man dabei auf dem Rathausplatz die traditionellen Strohhütten besichtigen. Allerdings wird schnell deutlich, dass diese wirklich nur noch für die Touristen dort aufgestellt wurden. In meinen Augen, nimmt das doch ein wenig den Charme. Von Santana geht es weiter nach Sao Jorge, wo insbesondere die Natur mit ihrem satten Grün, tropischen Pflanzen, Terrassenanbau und hohen Steilküsten dem Dorf eine ganze Menge Anziehungskraft verleiht.
In unseren zehn Tagen Madeira sind wir auf der Insel gut herumgekommen, da sie auch schlichtweg nicht allzu groß ist. Man hat also tatsächlich eine reale Chance sich selbst ein Bild von all den Dörfchen und Ecken der Insel zu machen. Dabei kann ich euch einen eigenen Mietwagen nur sehr ans Herz legen. Das öffentliche Busnetz auf der Insel ist nicht schlecht, aber die zeitliche und örtliche Unabhängigkeit mit eigenem Auto war einfach super. Wer will schon kostbare Urlaubszeit mit Warten auf den Bus verbringen?
Ich hoffe, ich konnte euch damit einen ersten Eindruck von dieser vielseitigen Insel geben. Am kommenden Sonntag geht es weiter mit madeirischer Wanderlust.
In der kommenden Woche habe ich zudem noch einen kulinarischen Madeirapost für euch.
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub 🙂
Dani
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
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[…] letzten Sonntag habe ich euch in einem ersten Post über Madeiras schönste Orte berichtet. Das war der gemütliche Teil. Jetzt schnüren wir die Wanderstiefel fest, packen die […]